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Kinderarbeit vs. Verantwortung – Wie Kinder Geld verdienen können, ohne überfordert zu werden

Kinderarbeit vs. Verantwortung – Wie Kinder Geld verdienen können, ohne überfordert zu werden

Neulich am Abendbrottisch überraschte uns unsere zehnjährige Tochter mit der Frage:

„Mama, kann ich auch mal irgendwo arbeiten? Ich will mir was dazuverdienen!“

Mein erster Impuls: „Oh Gott, Kinderarbeit? Auf keinen Fall!“

Doch beim zweiten Nachdenken wurde klar: Es geht ihr nicht um harte Arbeit, sondern um das Gefühl, etwas Eigenes zu leisten – und dafür entlohnt zu werden.

Das bringt uns zu einem wichtigen Thema, das viele Eltern beschäftigt:

Wie können Kinder verantwortungsvoll mit Geld umgehen lernen, ohne sie auszubeuten oder zu überfordern? Wo endet gesunde Eigeninitiative – und wo beginnt problematische Kinderarbeit?

In diesem Beitrag teile ich unsere Erfahrungen, pädagogische Überlegungen und viele konkrete Ideen, wie Kinder altersgerecht und spielerisch Geld verdienen können, ohne dass es in „Kinderarbeit“ ausartet.

 

Kinderarbeit – ein sensibles Thema

Zuerst eines vorweg: Echte Kinderarbeit ist in Deutschland gesetzlich verboten – und das mit gutem Grund. Kein Kind sollte körperlich oder psychisch belastet werden, um Geld zu verdienen. Schule, Freizeit, Spielen, Erholung und soziale Entwicklung haben immer Vorrang.

Laut dem Jugendarbeitsschutzgesetz dürfen Kinder unter 13 Jahren nicht arbeiten – mit wenigen Ausnahmen (z. B. Mithelfen bei Theater- oder Filmprojekten mit Genehmigung). Zwischen 13 und 15 Jahren dürfen Jugendliche mit Erlaubnis der Eltern leichte Tätigkeiten ausüben – etwa Zeitungen austragen, Babysitten oder Nachhilfe geben. Auch das nur maximal 2 Stunden täglich und nicht während der Schulzeit.

Aber: Zwischen Kinderarbeit und Verantwortung übernehmen gibt es eine wichtige Grauzone – und genau da wird es interessant für uns Eltern.

 

Warum Kinder Geld verdienen wollen – und dürfen

Viele Kinder haben den natürlichen Wunsch, eigenständig zu sein und sich etwas dazu zu verdienen. Das kann viele Gründe haben:

  • Sie möchten sich einen besonderen Wunsch erfüllen
  • Sie wollen nicht immer „betteln“ müssen
  • Sie entdecken ein neues Selbstbewusstsein
  • Sie erleben, was es heißt, für eine Leistung entlohnt zu werden

Und genau hier liegt das Potenzial: Kinder, die Geld verdienen, lernen Wertschätzung, Planung, Zielstrebigkeit und Eigenverantwortung.

Aber: Es muss altersgerecht, freiwillig und mit Freude geschehen – nicht als Pflicht, Zwang oder Ausnutzung.

 

Verantwortung statt Ausbeutung – worauf Eltern achten sollten

Bevor man einem Kind erlaubt, sich etwas dazuzuverdienen, lohnt es sich, ein paar Grundregeln aufzustellen:

✅ Das Kind muss die Tätigkeit freiwillig wollen.

❌ Keine Erpressung oder Belohnung für normale Pflichten (z. B. Hausaufgaben machen).

 

✅ Die Aufgabe muss altersgerecht sein.

❌ Kein schweres Heben, keine langen Arbeitszeiten, kein Risiko.

 

✅ Die Schule hat Priorität.

❌ Kein Geldverdienen unter der Woche, wenn Hausaufgaben oder Lernen darunter leiden.

 

✅ Das verdiente Geld sollte nicht den Alltag finanzieren.

❌ Kinder sind nicht für Einkäufe oder Rechnungen verantwortlich.

 

Wie Kinder altersgerecht Geld verdienen können – unsere erprobten Ideen

 

1. Nachbarschaftshilfe

Ab ca. 10–13 Jahren können Kinder im Umfeld kleine Aufgaben übernehmen, z. B.:

  • Einkäufe für ältere Nachbarn
  • Blumen gießen während des Urlaubs
  • Hunde ausführen (je nach Tier und Kind)
  • Zeitungen oder Flyer verteilen (ab 13 mit Erlaubnis)

Tipp: Gemeinsame Absprachen mit Nachbarn treffen und klare Zeiten setzen.

 

2. Babysitting & Nachhilfe

Für ältere Kinder (ab ca. 14 Jahren) ist Babysitting eine tolle Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen – besonders bei kleineren Geschwistern von Freunden oder Bekannten.

Ebenso beliebt: Nachhilfe geben, z. B. in Mathe, Englisch oder Musik. Wer gut in der Schule ist, kann das gezielt nutzen – oft sogar innerhalb der Schule oder Nachbarschaft.

 

3. Kreativ werden: Selbstgemachtes verkaufen

Kinder sind oft erstaunlich kreativ – warum das nicht fördern?

  • Selbstgemachte Armbänder, Karten oder Zeichnungen verkaufen
  • Gebackenes für den Schulbasar oder Flohmarkt
  • Online-Plattformen wie Etsy (in Begleitung der Eltern!)
  • Flohmarktstand mit ausgemisteten Spielsachen

So lernen Kinder auch, was Materialien kosten und wie Preise kalkuliert werden.

 

4. „Projekte“ im eigenen Haushalt

Nein, das Zimmer aufräumen sollte nicht bezahlt werden – aber bestimmte Zusatzaufgaben können „entlohnt“ werden, z. B.:

  • Garage ausmisten
  • Terrasse fegen
  • Altpapier oder Altglas regelmäßig entsorgen
  • Fenster putzen (gemeinsam)

Das stärkt den Sinn für Zusammenarbeit – ohne dass es zur Dauerschleife wird.

 

5. Digitale Angebote (mit Begleitung!)

Jugendliche ab 15 können heute auch digital aktiv werden:

  • Kleinaufträge auf Plattformen (z. B. Umfragen, Produkttests)
  • YouTube- oder TikTok-Kanäle (mit sinnvoller Begleitung)
  • Fotografieren für Stock-Plattformen (ab 16)

Achtung: Hier ist elterliche Aufsicht und Schutz der Privatsphäre sehr wichtig.

 

Fazit: Kinder dürfen Geld verdienen – wenn es mit Verantwortung geschieht

Für uns als Familie war es eine bereichernde Erfahrung, unseren Kindern erste Möglichkeiten zum Geldverdienen zu geben. Nicht als Zwang, sondern als Chance. Sie haben gelernt:

  • Geld fällt nicht vom Himmel
  • Arbeit kann Freude machen
  • Sparen lohnt sich
  • Und Eigenständigkeit macht stolz

Kinderarbeit ist tabu – aber verantwortungsvolles „Jobben“ kann der Grundstein für ein gesundes Verhältnis zu Geld sein.

 

Und du?

Lässt du deine Kinder kleine Jobs machen? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Ich freue mich auf den Austausch in den Kommentaren!

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